«What if»
Nusa Núñez de La Torre
International, liberal, experimentell, progressiv: Kaum zu glauben, aber diese Eigenschaften prägten den Surrealismus bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Damals waren es vor allem die weiblichen Kunstschaffenden, wie Frida Kahlo, Eileen Agar oder Remedios Varo, die tradierte Rollenbilder hinterfragten und Mythen, Träume und Metamorphosen populär machten. Nach dem kalten Krieg wurden kreative Frauen in ihre Rollenbilder zurückgedrängt. Anders als ihre männlichen Kollegen mussten sie sich aus öffentlichen Räumen und Galerien raushalten. So blieben bis heute viele berühmte Surrealistinnen in der Gesellschaft unsichtbar.
Mit der Kunstaktion «What if» verhalf Nusa Núñez de La Torre den vergessenen Künstlerinnen buchstäblich dazu, ihren verdienten Platz in der Gesellschaft einzunehmen. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion benannte sie berühmte Zürcher Plätze nach ihren kreativen Vorbildern um. Aufmerksame Passant*innen durften sich fragen: Was wäre, wenn die Surrealistinnen von damals nie verstummt wären? Wären unsere Rollenbilder noch dieselben und unsere Welt schon jetzt um vieles bunter?